Lena Gercke
Lena
Gerke
Wie
jede Liebesgeschichte, die zum Ende geht, war auch diese eine
traurige. Ich war in eine Brasilianerin verliebt. Sie hieß Ireo und
kam aus Sao Paulo. Ireo hatte lange, dunkelbraune Haare und grüne
Augen. Sie konnte Deutsch, da ihre Mutter Deutsch war. Sie sprach
Deutsch mit einem niedlichen, portugiesischen Akzent, da sie noch nie
davor in Deutschland gelebt hatte. Sie sprach wie ein Kind, da ihre
Mutter in den ersten Kinderjahren ihr die deutsche Sprache
beibrachte. Ireo kam nach Berlin, um ihren Schmerz zu vergessen, da
ihre Mama gestorben war. Genau zu diesem Zeitpunkt war mein Vater
gestorben. Der Tod unserer Elternteile brachte uns zusammen. Das war
aber keine stabile Basis für die Entwicklung einer Liebesbeziehung.
Eher sah es wie eine Feuerstelle aus, in die ab und zu ein Stück
trockenes Holz hineingeworfen, aber im Nachhinein viel Wasser
hineingegossen wurde und zum Erlöschen verdammt war. So trennten wir
uns und dann kamen mit noch größeren Leidenschaft wieder zusammen.
Es dauerte aber nicht lange, bis wir wieder miteinander stritten und
so ging es einige Monate vor sich hin. Ireo hatte Mitte Januar
Geburtstag. So kaufte ich ihr als Geschenk eine Reise nach Venedig.
Kurz vor Silvester trennten wir uns wieder und haben uns paar Wochen
nicht gesehen. An ihrem Geburtstag ging ich mit einem bulgarischen
Freund zum ersten Mal in einen Club in Neukölln aus. Wie der Zufall
wollte, hat Ireo genau da ihren Geburtstag gefeiert.
"Das
ist kein Zufall, mein Freund!", sagte mein bulgarischer
Begleiter.
"In
einer Stadt mit mehr als 1000 Clubs bist du genau hierher gelandet.
Du musst ihr unbedingt das Geschenk mit der Venedig Reise geben!"
"Aber
der Flug geht in wenigen Tagen los...", wandte ich ein.
"Das
spielt keine Rolle. Genau deswegen musst du es machen!"
Ich
hörte auf seinen Ratschlag, lud Ireo am nächsten Tag zum Kaffee ein
und erzählte ihr vom Geburtstagsgeschenk.
"Das
ist das schönste Geschenk, das jemand mir zu meinem Geburtstag
gemacht hat!", freute sie sich.
"Bist
du sicher?!", fügte sie hinzu.
"Klar-wenn
ich es sage", täuschte ich als Antwort vor. Ich war mir nicht
sicher, ob es einen Sinn machte, wieder zu versuchen. Jede Trennung
mit ihr war mit Schmerz verbunden und trug etwas Dramatisches in
sich.
Wir
verabschiedeten uns mit einer Umarmung. Spät am Abend bekam ich eine
SMS von ihr:
"Ich
habe zu schnell "Ja" gesagt!", schrieb sie.
"Wir
waren seit einigen Wochen nicht mehr zusammen und ich habe Kontakt zu
meinem Ex-Freund wieder. Ich fliege Ende des Monats nach New York, um
ihn zu treffen. Wenn du das respektierst, komme ich nach Venedig mit"
Ich
hätte ja sagen können und versuchen, sie in Venedig, wieder für
mich zu gewinnen, aber ich ließ mich vom meinen ersten Impuls leiten
und schrieb: "Fuck off!" zurück. Ich hatte genug in dieser
Beziehung unter meinen Zweifeln gelitten, ob sie die richtige für
mich wäre, um so etwas akzeptieren zu können.
Als
der Tag der Abreise kam, entschied ich mich allein hinzufliegen.
Schließlich hatte ich Übernachtung und Flug gebucht. Man musste
nach Venedig mit der Liebe seines Lebens fahren und ich musste
lernen, mich wieder zu lieben. So packte ich den Roman "Shantaram"
von Gregory Roberts und flog hin.
Allein
in einer Stadt wie Venedig zu sein ist eine der deprimierendsten
Erfahrungen, die man im Leben machen kann. Überall sind glückliche
Paare zu sehen, die miteinander knutschen oder verträumt Hand in
Hand die Stadt erkunden und ihre romantische Schönheit miteinander
teilen.
Ich
kaufte mir eine Flasche Rotwein, fand eine Bank in der Sonne nicht
weit vom Haus, in dem Brodsky lebte und las über die Abenteuer von
Gregory Roberts in Indien. Ein lokaler Intellektueller, den ich im
Cafe traf, erklärte mir, dass Joseph Brodsky gar nicht in diesem
prächtigen Haus gelebt hatte, sondern sich preiswerte Unterkünfte
aussuchte. Ich fragte mich, inwieweit man Glaube schenken durfte,
dass berühmte Schriftsteller schöne Häuser oder namhafte Hotels
bewohnt hatten. Leider lebten die meisten von ihnen unter armen
Verhältnissen und nach ihrem Tod wurde ihre Präsenz in der Stadt
für Erhöhung der Attraktivität von Hotels und Häuser ausgenutzt.
Schöne Schilder mit Namen hungriger Poeten schmückten fette Häuser
von satten Besitzern, an die die armen Künstler höchstwahrscheinlich
nur zufällig vorbeigelaufen waren.
Venedig
langweilte mich. Zu viel Schönheit von aussen, ohne mir einen Blick
in die innere Welt gewähren zu können, empfand ich als eintönig.
Eines Tages hörte ich bei einem Spaziergang einen Gondel Fahrer
außer sich rufen:
"Braaad!
Braaad"
Die
Berufsgruppe der Gondel Fahrer zeichneten sich in meinen Augen durch
eine skrupellose Art, den Touristen die Haut abzuziehen. Man darf in
Venedig eine Gondel fahren, nur wenn Dein Vater davor das gemacht
hatte. Dieses Erbprinzip erinnerte mich an die Taxifahrer in New
York. Als Gondel Fahrer kassierte man aber für eine kurze Fahrt
Minimum 80 Euro. Normalerweise warten sie auf ihre Gäste und waren
nicht so einfach aus der Ruhe zu bringen. Ich drehte mich um und
schaute in die Richtung, in der der Fahrer den Namen Brad ausgerufen
hatte Ich sah Brad Pit auf dem Stieg eines Hotels stehen. Kurz
danach war auch Angelina Jollie zu sehen und ich war kurz davor,
ihren Namen laut zu rufen. Sie sah schöner als auf der Leinwand aus.
Die beiden Holywood Stars stiegen in ein schickes Wassertaxi ein
und fuhren in Begleitung eines anderen Bootes von Paparazzi los.
"What
a life?!", dachte ich mir.
Konnte
man mit so viel Unruhe rundherum eine Liebeserziehung dauerhaft
aufrechterhalten? Ich schaffte es nicht mal ohne die Anwesenheit von
Unruhestiftern von außen mit meiner Brasilianerin eine harmonische
Beziehung aufzubauen. Vielleicht machten bei den prominenten Paaren
genau diese Störfaktoren aus der Außenwelt die gemeinsame Basis der
Beziehung aus. Wie konnte man sich am besten gegen Neider,
Boulevardpresse und ihre Photographen schützen? Bestimmt war das ein
Teil der Themen, die sie abends beim Abendessen zu Hause
diskutierten.
Angelina
und Brad drehten derzeit einen Film in Venedig und ich durfte für
einen kurzen Augenblick ihre Anwesenheit genießen. Das war mit
Abstand der Höhepunkt meines Venedigs Aufenthalts neben dem
Eintauchen in das erlebnisreiche Schreiben von Gregory Roberts.
Mitten in der dritten Nacht wurde ich wach und Freude erfüllte mein
Herz beim Gedanken, dass ich in wenigen Stunden zurückfliegen würde.
Dann schlief ich wieder ein. Irgendwann kam eine Nachricht. Ich
schaute auf mein Handydisplay und fand eine SMS von meiner
Fluggesellschaft:
"Due
to the strike your flight has been cancelled"
"Was
soll das?", fragte ich mich.
Ich
wollte Venedig verlassen, aber sie wollte mich nicht loswerden. So
besuchte ich das Museum von Peggy Guggenheim, schaute mir aufmerksam
den Friedhof an, den sie für ihre zahlreichen Hunde eingerichtet
hatte und überlegte, wie sich fühlen würde, in dieser Stadt
geboren und aufgewachsen zu sein. Einerseits sollte das lebenslang
das Gefühl für Ästhetik prägen, wenn man von so viel Pracht und
Schönheit umgeben war. Die Stadt galt als die reichste Stadt der
Welt, bevor Napoleon sie erobert hatte. Andererseits fühlte ich,
dass der Touristenstrom so extrem das Stadtbild prägte, dass man
nicht mehr den Geist dieses Ortes richtig spüren konnte. Man muss
sich vor den Augen führen, dass ein Ort mit 50.000 Einwohner
jährlich von 20 Millionen Touristen besucht wird. Ich übernachtete
noch einmal, nahm gedanklich Abschied und fuhr früh am nächsten Tag
mit dem Bus zum Flughafen. Es gab am diesem Tag keinen direkten Flug
nach Berlin, aber ich bestand auf einer Abreise und wurde daraufhin
nach London transferiert. Von da wurde mir ein Anschlussflug nach
Berlin in Aussicht gestellt.
"Das
Leben bring Dir täglich neue Lektionen bei", las ich im Buch
von Gregory Roberts und überlegte, was der Sinn für diese Umwege
war. Sollte ich länger in Venedig bleiben, um den Geist der Stadt zu
spüren? Warum sollte ich wieder London besuchen? Ich war mehrmals
da, konnte mich aber nicht mit dem Regen und Nebel anfreunden, die
den Tag der britischen Hauptstadt prägen. Ich war dabei am Flughafen
Gatwick meinen Transferflug zu organisieren, als ich sie
sah
und ihre Präsenz sofort als die Antwort auf meine Frage
interpretierte.
Bis
zu diesem Augenblick definierte ich die Schönheit einer Frau als
eine Mischung zwischen ihrem Äußeren, die Art wie sie sprach, wie
sie ihren Körper kleidete und wie sie sich bewegte. Bei diesem Wesen
war der erste Faktor so stark, dass alle anderen in Hintergrund
gerieten:
Sie
sah bezaubernd aus. Sie hatte schulterlange, goldene Haare und
lebendige, lachende, blaue Augen. Sie war bestimmt über 170 cm groß.
Ihre lange Beine und gerade Körperhaltung verrieten ihre Top Figur
unter den Klamotten. Was den Kleidungsstil anging, war sie
unauffällig angezogen. Sie trug abgewaschene Jeans und einen warmen
Winterpullover. Ihr Gesicht strahlte und ihr Lächel gab mir das
Gefühl, dass es bei dieser Begegnung um eine göttliche Fügung
handelte.
Ich
ging auf sie zu.
"Verzeihen
Sie, dürfte ich fragen, wo Sie hinfliegen?", fragte ich auf
Englisch.
"Berlin!",
antwortete sie. Ihre Stimme hatte einen melodischen Klang. Vieleicht
war sie eine Sängerin.
"Das
habe ich mir gedacht!", antwortete ich und lachte zufrieden. Für
mich war das die klare Antwort auf meine Frage an das Universum für
die Gründe der Umleitung meines Flugs. Ich musste dieses schöne
Wesen kennenlernen.
Zu
dieser Zeit gab es bei Easy Jet eine freie Platzwahl. So konnte ich
mich neben sie hinsetzen. Das Gespräch zwischen uns lief gut.
"Ich
war mit meinem Ex-Freund in Bulgarien", erzählte sie mir, als
sie erfuhr, dass ich Bulgare bin.
"Wie
hat es Dir gefallen?"
"War
o.k. Wir waren am Strand und hatten gute Zeit. Nur, wenn ich ohne ihn
zum Lebensmittelladen musste, pfiffen und riefen mir die Männer
hinterher"
"Na
ja, Du bist blond, groß, hast blaue Augen und bist für die
bulgarischen Männerwelt eine interessante, exotische Frau",
versuchte ich ihr die Beweggründe meiner Landsleute zu erklären.
"Wenn
ich einen Vietnamesen auf der Straße in Deutschland sehe, rufe ich
ihm nicht hinterher. Auch er sieht exotisch für mich aus",
antwortete die Schönheit mit Humor. Sie war müde und schlief bald
ein. Ab und zu berührte ihr schöner Kopf im Schlaf meine Schulter
und ich fühlte mich wie im siebten Himmel.
Als
sie aufwachte, tauschten wir Emails und Telefonnummer aus und ich
machte mir Hoffnungen. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick.
Wahrscheinlich ging es den meisten Männern so, die sie kennenlernen
durften. Ich wusste nicht viel von ihr außer, dass sie aus einer
kleinen deutschen Stadt kam und als Model international tätig war.
Eine gefährliche Kombination. Oft verblendet die Schönheit einer
Frau so die männlichen Sinne, dass er sie zu einer Göttin macht,
ohne sie richtig zu kennen. Für mich war sie wie ein leuchtender
Stern im dunklen Himmel meiner Sehnsüchte. Ich versuchte, sie wieder
zu treffen, aber sie war immer beschäftigt. Entweder war sie
verreist oder hatte keine Zeit. Ich fragte einen Freund, der als
Photograph in Berlin tätig war, ob den Namen ihm etwas sagt.
"Wie
heißt die Dame?"
"Lena"
"Lena
? Kennst du den Nachnamen?"
"Moment,
ich muss in meinem Email Account nachschauen...", antwortete
ich.
"Hier
steht es: Gercke"
Mein
Freund lachte laut und schüttelte den Kopf mehrmals.
"Weißt
du, wen Du getroffen hast?"
"Eine
schöne, weibliche Vertreterin des deutschen Volkes"
"Man
kann es auch so bezeichnen. du schaust nicht fern oder?"
"Nein,
habe ich vor 10 Jahren damit aufgehört- warum?"
"Heidi
Klum macht jährlich so eine Sendung. Es heißt Germany sucht den
Topmodell- Lena Gercke hat es mal gewonnen."
"Das
erklärt einiges", dachte ich mir.
"Das
Glück ist kein Vogel, der sich allein auf deine Schulter
niederlassen wird", sagen die Deutschen und ich blieb daran. Ich
schrieb fleißig Emails. Sie antwortete nicht so oft, aber antwortete
und ließ mich hoffen. Sie verbrachte die restlichen Wintermonate in
Südafrika, wie die Models so machen und ich musste mich mit dem
grauen Berliner Wetter durchkämpfen.
Das
Leben gab mir ein zweite Chance, sie zu treffen.
Es
war wieder Sommer und in Berlin tobte die Fashion Week. Jeans Label
GSTAR feierte seine Party in Cookies. Ich war auf der Gästeliste und
durfte noch jemanden mitnehmen. Sofort dachte ich an sie und lud sie
ein. Sie antwortete positiv. So zog ich mir meinen schönsten
dunkelblauen Anzug und ein weißes Leinenhemd an, trug meinen
Lieblingsduft „Straight to heaven“ von Killian auf und ging hin.
In Sofia spotte ich mit meinen Freunden vor einigen Jahren, dass die
Männer, die Anzüge nachtsüber in den Diskos trugen, tagsüber
meistens eine andere Arbeitsbekleidung in einer Fabrik oder an einer
Baustelle anhatten. Jetzt war ich einer dieser Anzugsträger. Ich
hatte aber eine andere Strategie im Kopf: ich wollte auf Lena den
Eindruck machen, als ob ich so hart arbeiten würde, dass ich keine
Zeit hätte nach Hause zu gehen, um mich umzuziehen. Das stimmte ganz
und gar nicht, da ich in der Zeit keinen richtigen Job hatte, aber
was macht ein Mann nicht, um einer schönen Frau zu gefallen. Es war
bereits Mitternacht, aber sie tauchte nicht auf. Offensichtlich war
sie diejenige, die keine Zeit hatte. Ich schrieb ihr eine SMS, setzte
mich an die Bar und bestellte ein Glas Weißwein. Die Party war voll
mit schönen Mädchen, aber ich war von ihrer Abwesenheit so
enttäuscht, dass ich wenig damit anfangen konnte. Die Buddhisten
sagen, dass man den Zustand des Glücks erreichen kann, wenn man
lernt, nichts zu erwarten. Ich war weit von der buddhistischen
Einstellung entfernt.
Ich
nahm noch einen Drink, dieses Mal eine Caipirinha und versuchte mich
aufzumuntern und abzulenken. Zwei Stunden später fühlte ich mich
müde und entschied mich nach Hause zu gehen. Lena Gerken wieder zu
treffen schien kein einfaches Vorhaben zu sein. Auch, wenn man sich
extra deswegen seinen schönsten Anzug anzieht und besten Duft
aufträgt. Als ich gerade den Club verließ und dabei war, die
Friedrichstraße zu überqueren, kamen auf einmal drei Nachrichten
von ihr.
Sie
wäre auf dem Wege. Ein Geschäftsessen hätte länger gedauert und
sie aufgehalten. Sie wäre in wenigen Minuten da. Ich blieb da
stehen. Plötzlich hielten zwei Taxis vor dem Club an. Eine Gruppe
junger Männer stieg aus den Autos heraus. Als sie dabei waren, den
Club zu betreten, rief einer von ihnen laut:
"
L E E E N A A A G E E E E R K E E "
Der
Ruf erinnerte mich an das Ausrufen der Namen der Boxkämpfer vor
einem wichtigen Spiel. In diesem Fall wurde es benutzt, damit Lena
mit ihren Begleitern in den Club als VIP Gäste hineinkamen. Sie
brauchte keinen Gästelisteeintrag. Mir wurde bewusst, dass ich mit
einer Vertreterin der Prominenz zu tun hatte. Ich kam in den Club
zurück, um sie zu grüßen und holte sie im Gang nach. Sie sah wie
immer umwerfend aus. Rund um sie gab eine Menge Männer. Es sah so
aus, als ob sie die Prinzessin mit einer Gefolgschaft reisen würde.
Ihre Begleiter wirkten auf mich feminin. In der Modewelt wirken die
kreativen Männer oft feminin. Designer und Make up Artisten
bestätigten für mich die Vermutung, dass die kreative Energie einen
weiblichen Ursprung hatte.
"Magst
du mit uns einen Drink haben?", fragte mich die Schönheit.
"Ich
fühle mich bereits müde und muss morgen früh raus. Ein anderes Mal
gerne", sagte ich, bevor ich ging.
Eigentlich
hatte ich am nächsten Tag nichts zu tun. Ich war wegen ihr gekommen
und hatte so lange darauf warten müssen. Die Anwesenheit einer
Gruppe von Männern rund um sie sowie mein verletzter Stolz so lange
auf sie warten zu müssen mischten sich aber mit der Müdigkeit und
ließen mich gehen. Mir wurde bewusst, um mit so einer Frau
zusammenzukommen, muss man ganz schön langes Durchhaltevermögen
haben und sich außerhalb seiner Komfortzone gut bewegen können.
Der
Kontakt mit ihr ließ nach. Ich verlor sie aus den Augen.
Ein
Jahr später, als die Weltmeisterschaft in Brasilien stattfand, sah
ich sie wieder. Sie saß in die Gruppe der Spielerfrauen im Stadion.
Sie war einige Reihen vor mir entfernt und hatte einen Schal mit den
deutschen Nationalfarben rund um ihren schönen Hals.
Ich
schrieb ihr eine SMS, bekam aber keine Antwort. Ich öffnete meine
Facebook-Seite und wollte ihr gerade da eine Nachricht schicken, als
ich mit Enttäuschung feststellen musste, dass ich nicht länger auf
diesem Netzwerk mit ihr befreundet war. Ich recherchierte im Internet
und erfuhr, dass sie zu diesem Zeitpunkt eine gute Partie gefunden
hatte: Sie war mit Semi Kadira zusammen. Ich merkte die deutsche
Nische der Sozialisierung. Eine Geradlinigkeit, die bei mir im Umgang
mit deutschen Mädchen oft eine Mischung von Bewunderung und
Abschreckung hervorrief. Wenn sie einen Freund haben, ignorieren sie
in der Regel alle anderen ihrer Bewunderer auf eine oder andere
Weise. Entweder würden sie Dich von der Liste ihrer Facebook Freunde
löschen und auf Deine Nachrichten nicht länger eingehen und so sich
verhalten, als ob Du nie existiert hättest. Konnte man so schnell
und ohne Erklärung eine Schlusslinie ziehen und eine neue Seite des
Lebens aufmachen, war das, was ich dabei nicht so richtig verstehen
konnte.
Vielleicht
schon, wenn diese Seite, wie in meinem Fall, nur in meinem Kopf
aufgeschrieben wurde.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen