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Es werden Posts vom April, 2018 angezeigt.

Das Symbol von Berlin

Das Symbol von Berlin Julian war seit drei Jahren mit einer deutschen Frau verheiratet. Ihr Name war Petra. Petra arbeitete als Innenarchitektin. Ästhetik und gute Umgangsformen waren ihr sehr wichtig. Julian kam aus Bulgarien. Obwohl er sein Diplom-Studium in Biologie erfolgreich abgeschlossen hatte, legte er nicht so viel Wert auf Äußerlichkeiten. Oft sagte er zu Petra: „Ich verstehe nicht, wie eine so hübsche, elegante und intelligente Frau wie du sich auf so einen Balkan-Typen wie mich einlassen konnte. Wir sind doch alle Naturburschen. Wir wollen gutes Essen und guten Sex haben. Nicht mehr und nicht weniger.“ Beide führten ein interessantes Leben. Sie reisten viel in fremde Länder, wanderten in die Berge und wenn sie länger am Stück in Berlin waren, luden sie Freunde zum Essen ein.  Einmal hatte ich die Ehre, auch dabei zu sein. Die Wohnung war im Dachgeschoß. 180 qm mit Dachterrasse. Petra hatte sie in minimalistischem Stil eingerichtet. In der Küche stand ein g

Der Job als Finder

Der Job als Finder Nach meinem Umzug ins Zentrum von Berlin musste ich mich mit einer neuen Situation auseinandersetzen. Ich wohnte in einer Straße, in der viele Geschäfte waren und viele Touristen Geschenke kauften. Wie in den meisten großen Metropolen gab es neben den vielen Touristen auch viele Taschendiebe. So fand ich an einem sonnigen Tag gleich neben meiner Eingangstür gestapelte Kreditkarten sowie Führerschein und Ausweis von einem Koreaner. Ich rief bei einem Freund an und erzählte ihm davon. „Soll ich dich zu einem Massagesalon einladen und damit zahlen oder sie bei der Polizei abgeben?“, machte ich mich darüber lustig. „Du kannst sie zurückgeben, mich aber trotzdem davor einladen.“, scherzte er zurück. Ich entschied mich dafür, sofort zur Polizei zu gehen und sie zurückzugeben. Der Koreaner hatte bestimmt Panik bekommen und würde sich freuen, seine Dokumente zurück zu erhalten. Die Woche darauf fand ich wieder neben meiner Eingangstür eine Brieftasche. Dieses Mal war auf

Die Zigeuner wissen meistens Bescheid

Die Zigeuner wissen meistens Bescheid Das Wetter war so heiß, dass man denken konnte, nicht in Berlin, sondern in Sofia zu sein. Fast 40 C im Schatten und das Anfang Juni. Ich fuhr mit meinem Fahrrad zu einem Freibad in Wedding und wollte mir davor noch eine Flasche Mineralwasser kaufen. Ich ging in eine türkische Bäckerei und nahm gleich noch einen kleinen Snack mit. Vor der Bäckerei gab es ein paar Holztische mit weißen Plastikstühlen. Ich wählte einen Stuhl im Schatten aus, setzte mich hin, öffnete die Flasche Wasser und trank. Es fühlte sich sehr erfrischend an. Irgendwo las ich einmal, dass man täglich so viel Wasser zu sich nehmen sollte, dass es 3,3% des Körpergewichts ausmachte. Also angenommen ich würde 100kg wiegen, müsste ich täglich 3,3l Wasser trinken. Ich wog aber nur 88kg. Also würden 3l reichen. Solche Kalkulationen beschäftigten meinen erhitzten Kopf, als ich jemanden auf Bulgarisch reden hörte. Ich drehte mich in die Richtung aus der die Stimme kam. Zwei Tische von m

Wie man in Bulgarien Steuern eintreibt

Wie man in Bulgarien Steuern eintreibt Der Bürgermeister einer kleinen Hafenstadt an der bulgarischen Schwarzmeerküste hatte große Schwierigkeiten damit, die Leute dazu zu bringen, ihre Steuern zu zahlen. „Keiner möchte freiwillig zahlen und die Stadtbewohner dazu zu zwingen, würde kein gutes Klima erzeugen“, dachte er und rief den Familienrat zusammen, um nach einem Ratschlag zu fragen. An einem sonnigen Sonntagnachmittag saßen im dicken Schatten eines riesigen Walnussbaumes der Bürgermeister mit seiner Frau und seinen zwei Kindern, dem Opa und der Oma zusammen, um das Problem zu besprechen. „Hier ist es wie ein Dorf, mein Kind“, sagte die Oma. Sie war 85 Jahre alt. Ihre lebendigen Augen und ihr offenes Gesicht verliehen ihr eine junge Ausstrahlung. „Jeder kennt jeden. Die Menschen zahlen hier nur eine Steuer und diese heißt die Steuer der öffentlichen Meinung. Jeder hat Angst, was die Anderen über ihn oder sie denken und sich vor den Anderen zu blamieren. Wenn du