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Es werden Posts vom Januar, 2020 angezeigt.

Lena Gercke

Lena Gerke Wie jede Liebesgeschichte, die zum Ende geht, war auch diese eine traurige. Ich war in eine Brasilianerin verliebt. Sie hieß Ireo und kam aus Sao Paulo. Ireo hatte lange, dunkelbraune Haare und grüne Augen. Sie konnte Deutsch, da ihre Mutter Deutsch war. Sie sprach Deutsch mit einem niedlichen, portugiesischen Akzent, da sie noch nie davor in Deutschland gelebt hatte. Sie sprach wie ein Kind, da ihre Mutter in den ersten Kinderjahren ihr die deutsche Sprache beibrachte. Ireo kam nach Berlin, um ihren Schmerz zu vergessen, da ihre Mama gestorben war. Genau zu diesem Zeitpunkt war mein Vater gestorben. Der Tod unserer Elternteile brachte uns zusammen. Das war aber keine stabile Basis für die Entwicklung einer Liebesbeziehung. Eher sah es wie eine Feuerstelle aus, in die ab und zu ein Stück trockenes Holz hineingeworfen, aber im Nachhinein viel Wasser hineingegossen wurde und zum Erlöschen verdammt war. So trennten wir uns und dann kamen mit noch größeren Leidenschaft wieder

Miss Italien

Miss Italien   Es war dunkel. Die nasse Kälte ging mir unter die Haut. Der Puff lag in einem Hinterhof in Berliner Arbeiterviertel Wedding. Die Straße war gepflastert und man musste aufpassen, nicht auszurutschen. Eine Straßenlaterne warf ihr spärliches Licht auf den Eingang. Das Haus war grau und hatte drei Etagen. Die Tür war auf und ich trat hinein. Eine Welle von Musik und Wärme kam auf mich zu. Ein Akkordeonspieler saß auf einem braunen, gepolsterten Sessel im Erdgeschoss und sang russische Liebeslieder. Er hatte lange, lockige, weiße Haare und trug eine schwarze Weste über seinem weißen Hemd. Er war blind. „ Befinde ich mich wirklich im Schlachthaus der Liebe?!", fragte ich mich. So hatte Victor Hugo vor vielen Jahren das Bordell bezeichnet. Es gab einen roten Teppich und man konnte durch die Etagen spazieren und sich die Mädchen anschauen. Die Vertreterinnen des ältesten Gewerbes saßen in ihren Zimmern. Sie waren komplett angezogen und gut geschminkt. Der Geruch d

Omar Sharif

Omar Sharif  Ich war 20 und war vor einem guten Jahr in Deutschland angekommen. Ein großer Traum von mir war in Erfüllung gegangen: ins Ausland zu gehen, um an einer guten Universität Wirtschaft zu studieren. Die ersten Monate waren sehr hart. Die Kälte, das fehlende Licht und vor allem die fehlende Wärme der zwischenmenschlichen Beziehungen machten mir zu schaffen. Die Vorlesungsräumlichkeiten waren überfüllt. Die Professoren waren meistens alt und langweilig, der Unterrichtsstoff voll unnützer Theorie. Um unabhängig von der finanziellen Unterstützung meiner Eltern zu werden, jobbte ich jedes Wochenende an einer Aral-Tankstelle in Wedding. Meine Arbeit bestand darin, acht Stunden lang die leeren Regale mit Flaschen aufzufüllen. Noch lange Zeit danach wurde mir übel, wenn ich den Geruch einer Tankstelle wahrnahm. Es dauerte nicht lange, bis ich depressiv wurde. Schwere Gedanken hingen über meinem Kopf. Selten empfand ich Freude. Ich erklärte meinen Eltern am Telefon, d