Der Unterschied zwischen Ägypten und Bulgarien aus Schweizer Sicht

Yasin wohnte seit 14 Jahren in Zürich.

Er kam ursprünglich aus Kairo und konnte die Ergebnisse der Volksabstimmung in der Schweiz nicht fassen. Er konnte nicht begreifen, dass die Mehrheit der Schweizer dagegen war, sechs anstatt vier Wochen Urlaub im Jahr zu haben. Er wohnte mit mir in der Langstrasse in einer WG zusammen. Am Abend, als die Ergebnisse des Volksentscheids bekannt waren, unterhielten wir uns bei einem Glas Wein miteinander. Ich hörte ihm zuerst aufmerksam zu.

„Alle meine Freunde in Ägypten, denen ich vom Ergebnis der Volksabstimmung über Facebook erzählte, kommentierten, dass die Schweizer verrückt wären. Nur ein Schweizer Freund meinte, dass die Schweizer nicht wie die Griechen werden wollen, was die Arbeitsmoral angeht."

„Arbeitsmoral hin. Arbeitsmoral her. Weißt du, was der Hauptunterschied zwischen Bulgarien und Ägypten ist?", fragte ich zurück.

„Bulgarische Frauen geben mehr!", antwortete Yasin und seine schwarzen Augen fingen an zu leuchten.

„Nicht die Frauen meine ich!"

„Der bulgarische Präsident hat einen Bart und Sisi keinen!", unternahm Yasin einen zweiten Versuch.

„Das stimmt nicht, aber nicht das Aussehen der Präsidenten meine ich!"

„Was meinst du dann?"

„Ich meine die Arbeitsmoral, Alter! Kennst Du den Hauptunterschied zwischen Bulgarien und Ägypten, was die Arbeitsmoral angeht?"

„Sag doch!"

„In Ägypten, wenn jemand arbeitet, schauen ihm fünf Leute zu."

„Das stimmt wohl! Mindestens fünf sind dabei als Beobachter. Und wie ist es in Bulgarien?"

„In Bulgarien, wenn jemand arbeitet, schauen ihm zehn Leute zu."

Wir erhoben die Gläser und tranken auf die Schweizer und auf ihre Lust, länger zu arbeiten und weniger Urlaub zu machen.

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