Der Unterscheid zwischen Touristenvisum und unbefristeter Aufenthaltserlaubnis
Der Unterscheid zwischen Touristenvisum und
unbefristeter Aufenthaltserlaubnis
„Ich
kann es nicht verstehen. Damals, als ich zum ersten Mal nach Deutschland kam,
war alles so anders“, erzählte ich meinen bulgarischen Freunden.
„Wie
meinst Du das?“, fragte einer von ihnen zurück.
„Wie
kann ich es am besten erklären? Ich war auf einer Geschäftsreise. Alles sah so
schön aus. Die Sonne schien. Die Deutschen waren so offen und freundlich. Die
Frauen lächelten mich auf der Straße an und waren neugierig, mich
kennenzulernen. Ich spürte so viel Aufmerksamkeit, ohne dass ich etwas dafür
machen musste. Nachdem ich hierher umgezogen bin und schon einige Jahre in
Deutschland wohne, kann ich es kaum aushalten. Kann mir das bitte jemand
erklären?"
„Ja,
das kann ich!“, antwortete einer von ihnen und fügte hinzu:
„Kennst
du die Geschichte von Blagoy?", fragte der gleiche Freund, der die erste
Frage gestellt hatte.
„Nein,
kenne ich nicht, erzähle!", forderte ich ihn zum Sprechen auf.
„Blagoy
war ein guter Mann. Immer ehrlich, immer zuvorkommend und hilfsbereit. Er war
seiner Frau treu und schenkte seinen Kindern viel Liebe. Sonntags ging er mit
der ganzen Familie zur Kirche. An einem
Abend wollte aber sein Herz nicht länger mitmachen und seine Seele stieg ins
Paradies auf.
„Sei
willkommen, guter Mann!“, öffnete der Heilige Petrus höchstpersönlich die Tür.
Blagoy
kam hinein. Das Paradies sah so aus, wie er sich es vorgestellt hatte. Der
Himmel war blau. Die Sonne schien. Es war super sauber und das Licht war
wunderschön. Auf grünen Wiesen spielten Engelchen miteinander. Man konnte
anstatt Wasser Honig und Milch trinken. Es war angenehm warm. Man hörte die
Vögel zwitschern. Es herrschte Ruhe und Frieden. Nach einigen Tagen wurde
Blagoy all das ein wenig langweilig. Er wollte etwas Neues erleben und fragte
den Heiligen Petrus.
„Macht
ihr hier auch Ausflüge?“
„Ja!“,
antwortete Petrus.
„Jeden
Donnerstagnachmittag organisieren wir einen Ausflug in die Hölle.“
„Ich
möchte mich dafür anmelden.“
Gesagt,
getan. Als Blagoy in die Hölle hineinkam, sah alles ganz anders aus. Es war
heiß und es roch nach Schweiß und Lust. Wunderschöne, nackte Frauen tanzten um
ein großes Feuer herum. Anstatt Milch und Honig trank man Wein. Poeten und
Philosophen führten lebhafte Diskussionen und hatten die Gläser voll. Blagoy
wollte sich gerade der Party anschließen, als die Ärzte ihn zurück ins irdische
Leben riefen. Da war er wieder. Seine Frau, sein Zuhause, sein Beruf und seine
Kinder. Er wusste aber mehr davon, was ihn nach dem Tod erwarten würde und
richtete seine Taten danach aus. Er betrog seine Ehefrau, belog die Kollegen am
Arbeitsplatz. Er klaute absichtlich aus der Firmenkasse, weil er nicht ins
langweilige Paradies, aber in die erlebnisreiche Hölle gelangen wollte. Nach
sieben Jahren war es endlich soweit: Blagoy starb und seine Seele machte sich
auf dem Weg zur Hölle. Als Blagoy hineinkam, packte ihn ein riesiger Teufel an
den Haaren und peitschte ihn zuerst richtig aus. Zwei andere Teufel nahmen ihn
mit und zwangen ihn, in einen Kessel mit
kochendem Wasser zu steigen. Blagoy stöhnte vor Schmerz und fragte die beiden:
„Meine
Herren, es ist wirklich einige Jahre her
als ich zuletzt hier war, aber jetzt sieht alles so anders aus! Woran liegt
es?“
„Ich
erinnere mich an dich! Du kamst mit einem Ausflug, der vom Paradies organisiert
war, stimmt´s“, fragte der eine Teufel zurück und zündete das Feuer unter
Blagoys Kessel an.
„Das
stimmt! Das stimmt!“, antwortete Blagoy mit hoffnungsvoller Stimme.
„Du
darfst nicht vergessen: Damals kamst du mit einem Touristenvisum. Jetzt hast du
eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis.“
Kommentare
Kommentar veröffentlichen