Cartier Opening auf der Art Basel



Cartier Opening auf der Art Basel

Die Art Basel gehört zu den bedeutendsten Kunstmessen der Welt, die jeden Juni in der Schweiz stattfindet. Ich war, wie es der Zufall wollte, genau am Tag der Eröffnung in Basel und wollte mir das nicht entgehen lassen. Ich fragte eine Besucherin, die herauskam, ob sie mir ihren Ausweis geben konnte. Meistens gelang dieser Trick gut. Die Menschen waren richtig beschäftigt. Sie gingen kurz hinein, besuchten ihre Geschäftspartner und machten sich wieder auf dem Weg zu anderen Terminen. Die Dame schaute mich kurz an und gab mir den Ausweis. Es gab kein Foto darauf, so dass ich problemlos hineingehen konnte. 

Ich verbrachte den Tag umgeben von Bildern, Skulpturen und Installationen. Ab und zu sprach ich das eine oder andere hübsche Mädchen an, das an den Ständen der bekannten Galerien arbeitete und so kam der Abend. Ich wusste nicht, dass schöne Empfänge mit kostenlosem Essen und freien Getränken auf der letzten Etage des Messegebäudes stattfinden und war positiv überrascht. Ich sah viele Menschen, die in Anzügen und manche in Begleitung von hübschen Damen oder Leibwächtern zu den verschiedenen Events hineinspazierten und bei mir wurde der Wunsch ausgelöst, ein Teil dieser feinen Gesellschaft zu sein. Und wie wir wissen, wenn ein Wunsch in uns hochkommt, ist es nur eine Frage der Zeit und der Geduld, ihn zu verwirklichen. Vorausgesetzt, dass dieser Wunsch wirklich von der Tiefe unseres Herzens kommt und nicht von unseren Zweifeln und Ängsten blockiert wird. Bei mir kam der Wunsch nicht nur aus der Tiefe meines Herzens, sondern auch aus der Tiefe meines Magens, der knurrte und nach guter Nahrung rief. Bei einem der Empfänge sah ich, dass die Veranstalter ihre Fläche mit großen Blumentöpfen eingegrenzt hatten. Die Blumen hatten eine Größe von über zwei Metern und hinter ihnen waren viele Menschen und schöne Hostessen mit feinen Häppchen zu sehen. Ich suchte mir zwei Töpfe aus, die mitten im Gedränge waren und schlängelte mich hinein. Niemand schien das zu interessieren. Die Leute tranken Champagner und aßen Kaviar. Es gab viele schicke Männer und Frauen, die sich interessiert eine Skulptur in der Mitte des Raums ansahen. Die Skulptur ähnelte einem Mini-Obelisk mit vielen glänzenden Steinen.

„17 Kilo Diamanten, 3 Kilo Gold und die Handarbeit von Alberto Machiaveli!“, hörte ich eine großgewachsene, knochige Dame in einem Abendkleid mit Begeisterung ihrem Begleiter-einem Anzugträger mit Brille und Glatze, erzählen. Der Typ vernahm die Information mit einer Mischung aus Gleichgültigkeit und kühler Kalkulation, die ich selten zuvor gesehen hatte. Ich erfuhr, dass ich auf einem Event der Foundation Cartier gelandet war. Man merkte, dass es den Menschen rund um mich herum finanziell gut ging. Ich konnte teuren Schmuck und schicke Handtaschen aus Boutiquen sehen. Es gab einige schwarze Männer, die mit ihren Leibwächtern hier waren. Wahrscheinlich waren sie Diamantenhändler. Die Atmosphäre war steif, aber das Essen war gut und der Champagner schmeckte lecker.   

Zuerst fühlte ich mich nicht entspannt. Ein Gefühl der Minderwertigkeit überkam mich, da ich der einzige war, der keinen Anzug, sondern Jeans anhatte. Nach ein paar Gläsern entschied ich mich dagegen, mich alleine durch meine Phantasie in die Schublade des Selbstmitleids einordnen zu lassen. Ich könnte hier jeder und gleichzeitig niemand sein. Ich entschied mich, meine Vorstellungskraft anzuwenden, um mich aus der Schublade des Selbstmitleids herauszuholen. So nahm ich ein neues Glas Champagner und ging mit einem selbstbewussten Schritt auf die leuchtende Skulptur zu. 

Ich lief mit erhobenem Haupt und gerader Rückenhaltung an den Leibwächtern vorbei, die die Skulptur bewachten und als die Dame von der Foundation Cartier vor mir stand, stellte ich meine Frage:

„Wieviel?“

Diese Situation habe ich einmal in einem schicken Laden auf dem Ku´damm in Berlin erlebt, als ein Araber hereinplatzte und die Frage einfach so stellte.
Die Verkäuferin fragte damals verdutzt zurück:

„Was wieviel?“

Der kleine Araber schaute ihr frech in die Augen und sagte langsam:

„Wie was? Das Geschäft natürlich!“

Die Dame von der Cartier Foundation schaute mich auch an. Sie sah gut aus.  Ihr Alter war zwischen 50 und 60. Sie gehörte zu diesen Frauen, die dazu beitrugen, dass die Menschen der Welt Eleganz und guten Stil mit der Mode aus Frankreich gleichsetzten. Ein weißer Seidenschal war um ihren zarten Hals geschlungen. Ein langes, weißes Seidenkleid bedeckte ihren schmalen Körper. Das war ein Wesen aus einem anderen Planet.

„Die Skulptur steht nicht zum Verkauf, mein Herr“ antwortete sie mit einem starken Pariser Akzent und schaute mich von oben bis unten an.
Ich hielt ihrem Blick stand, ließ mich nicht aus der Fassung bringen, lächelte sie an und sagte leise:

„Das macht diese Skulptur noch interessanter in meinen Augen!“

Dann nahm ich einen Schluck vom feinen Champagner, drehte einen Kreis um die Diamanten und die anderen leuchtenden Steine, die der Bildhauer zusammengebracht hatte, schaute der Dame noch einmal in die Augen und sagte langsam auf Englisch:

„Madam, so elegant und schön wie Sie sind, werden Sie mit Sicherheit wissen, dass alles im Leben einen Preis hat.  Ich möchte nur den Preis von diesem Kunstwerk wissen!" 

Die Pariserin lächelte mich an und überreichte mir eine Visitenkarte mit den Worten:

„Monsieur, darüber können wir uns bei Ihrem nächsten Besuch in Paris unterhalten!"

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