Die Integration von Ausländern in Bayern


Die Integration von Ausländern in Bayern

Ich hatte eine Freundin aus Bayern. Sie hieß Heike, war hübsch und hatte einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik. Wir lebten zusammen in Berlin. Zu Silvester lud sie mich ein, zum ersten Mal zusammen das neue Jahr in ihrer Geburtsstadt Regensburg zu feiern.

Regensburg gilt als eine der schönsten Städte Deutschlands und ich genoss die Zeit dort sehr.  Die Architektur erinnerte mich an das Mittelalter und die Donau verlieh diesem charmanten Städtchen eine gewisse Romantik.

Die Familie meiner Freundin begrüßte mich herzlich. Ihre Mutter war sehr bemüht, dass ich mich bei ihnen wohlfühlte. Ich durfte die Hauspantoffeln ihres Mannes tragen und ihre Hochzeitfotos ansehen.

Die Silvesterparty fand in einem kleinen Club in Regensburg statt, von dem man die Aussicht auf den Fluss genießen konnte. Auch die Freunde meiner Freundin waren mir gegenüber sehr herzlich und offen. Eine einheimische Freundin zu haben öffnet die Türen zu vielen Häusern, die einem Ausländer normalerweise verschlossen bleiben würden, dachte ich mir.

Am ersten Januar unternahmen wir eine Wanderung mit ihren Eltern im Bayerischen Wald.
Ihr Vater hatte einen Schnauzbart und trug einen grauen Anzug mit einer Motivkrawatte mit Mickymäusen. Er war Versicherungsberater bei der Allianz. Die Mutter hatte einen weißen Pelzmantel an. Sie war Hausfrau.

Es gab viel Schnee und es machte Spaß, die frische Luft einzuatmen und den knirschenden Schnee unter den Füßen zu spüren.
Es war sonnig und menschenleer, als eine Gruppe von Latinos uns entgegenkam.
Da diese Menschen indianische Gesichtszüge hatten und traditionelle, peruanische Trachten und Mützen trugen, dachte ich, dass es sich vielleicht um eine peruanische Musikband handeln könnte.
Als die Mutter von meiner Freundin sie erblickte, hörte ich sie mit einem Schreck in der Stimme zu ihrer Tochter sagen:

„Heike, guck mal! Ausländer!“

Ich kam mir wie im Zoo vor, stellte mir vor, wie es sein müsste als Bulgare in Bayern zu leben und freute mich auf meine Rückfahrt nach Berlin.

Als ich später diese Geschichte niederschrieb und meiner Lektorin zur Korrektur übergab, hat sie mir etwas gesagt, was aus meiner Sicht das Geschehen noch intensiver auf mich wirken ließ. Meine Lektorin sagte:

„Das ist doch etwas ganz Normales. Ich weiß nicht, ob diese Geschichte für die Leser in Deutschland interessant sein wird.“

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