Die Absichten der Frauen




Taba war der Name eines brasilianischen Restaurants in Berlin Mitte, in dem die Brasilianer am Sonntagabend Musik spielten und sich amüsierten.
„Wenn das Leben Deine Leidenschaft ist, ist Brasilien Dein Reiseziel!“, lautete der Werbeslogan des brasilianischen Fremdenverkehrsamtes. Wenn man nicht das Geld und die Zeit hatte nach Brasilien zu reisen, bot diese Gaststätte eine Kostprobe der brasilianischen Lebenslust. Man konnte darin die brasilianischen Fußballstars von Berliner Hertha verschiedene Instrumente spielen sehen. Die Gäste nippten an ihren Caipirinhas und tanzten ausgelassen bis spät in die Nacht.  Nach einigen Besuchen freundete ich mich mit einem Kellner an. Er war über 1.90m groß. Mit seinem weißen Hemd, der schwarzen Hose und seinem ernsten, blassen Gesicht sah er wie ein Bestattungsunternehmer aus. Aber er hatte ein fröhliches Herz und sein Name war Richard. Er kam aus Ecuador. An einem Abend eröffnete mir Richard die Spielregeln, die im Restaurant galten.
"Mein Lieber, du brauchst nicht hierherzukommen, wenn Du eine Frau für´s Leben suchst.."
"Wieso das?", fragte ich überrascht. Ich dachte, ich würde gute Karten bei den Besucherinnen des Restaurants haben. Es gab viele hübsche Brasilianerinnen, aber auch reizende deutsche Mädchen, die auf der Tanzfläche ihre  Hüften zur Freude der Männer verlockend kreisen ließen und damit deren Blicke auf sich zogen.
 "Hier kommen zwei Arten von Frauen", setzte Richard seine Aufklärung fort.
"Zur ersten Kategorie gehören die hübschen, brasilianischen Frauen, die sich einen deutschen Mann schnappen wollen, um in Deutschland bleiben zu können."
"Und die zweite?“,  fragte ich mit der Hoffnung in der Stimme.
"Die zweite sind deutsche Frauen, die hierher kommen, um einen der brasilianischen Fußballspieler ins Bett zu kriegen und zu heiraten. Diese Jungs sind Millionäre!“
"Und warum passe ich hier nicht rein?"
"Du gehörst zu keiner der beiden Gruppen.."
"Richard, Du verfolgst die Presse nicht! Man merkt, dass  du nichts über die neue Entwicklung erfahren hast."
"Welche Entwicklung?“, fragte er mich und runzelte besorgt seine Stirn.
Rund um uns leuchteten viele Kerzen. Die laute Musik mischte sich mit dem tanzenden Geschrei der Menge auf der Tanzfläche.
Ich näherte mich meinem neuen Freund und flüsterte ihm ins Ohr.
"Richard, die Wirtschaftskrise hat die Welt so erschüttert, dass die Frauen angefangen haben, aus Liebe zu heiraten."
Richard lachte daraufhin laut und ausgelassen und sagte, dass mein nächstes Getränk aufs Haus gehen würde.

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