Der stille Protest eines Bulgaren in Zürich




Ich hatte die Nase voll von Zürich. 


Diese satten Gesichter am Bellevue, die Anzugträger in der Bahnhofsstraße, diese eleganten Mädels im Grieder, die zu hübsch waren, um angesprochen zu werden. Für mich bot die Stadt ein ideales Bild für Scheinperfektion und „Möchtegern-Glücklichsein. Niemand konnte mich überzeugen, dass Konsum die Menschen glücklich machen konnte. 

Ich ging auf eine Party. Sie wurde als eine der besten Partys in der Stadt gelobt und fand in einem der teuersten Hotels auf dem Zürich Berg statt. Am Eingang waren Limousinen geparkt. Bilder von Sylvester Stallone hingen an Wänden im Foyer. Der Boden war mit einem dicken persischen Teppich belegt.  Die Party fand ich sehr langweilig. Über 90% der Teilnehmerinnen hatten aus meiner Sicht operative Eingriffe hinter sich gebracht, um hübscher oder jünger auszusehen. Ihre Kavaliere waren hochnäsig und unkommunikativ.

Es war an der Zeit, ein Zeichen des Protestes zu setzen. Keine Pöbelei oder Schlägerei, sondern einen, stillen, vornehmen Protest wie es sich für einen gebildeten, bulgarischen Hochschulabsolventen gehörte. Ich ging an die Bar, an der viele gut geschminkte Frauen waren. Sie waren um 50 Jahre alt waren, aber wollten wie 25 aussehen. Ihre Begleiter waren auch da. Gut angezogene, gepflegte und ordentlich gekämmte Herren, die nach feinen Essenzen dufteten. Die Musik war laut. Die Stimmung war feuchtfröhlich. Ich setzte mich mitten unter sie und ließ einen stillen, aber geruchsstarken Wind ab.  Einen richtigen Balkan-Furz von der Gruppe der Killerkommandos. Der Gestank kam schnell hoch. Die Damen wurden unruhig und schauten sich gegenseitig an. 

Dann war die Zeit, einen drauf zu setzen. Ich runzelte die Stirn und mit einem Blick voller Abscheu schaute ich mir zuerst die Dame links und dann die Dame rechts von mir für jeweils drei bis fünf Sekunden an. Beide waren aus meiner Sicht gleichermaßen an diesem Vergehen in der feinen Hotelanlage beteiligt. Dann schüttelte ich den Kopf, stand auf und ging auf die Tanzfläche.

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